Kategorie: Filmschicksalswende

  • Der Ring (USA, 2002)

    Der Ring (USA, 2002)

    „Der Ring“ (USA, 2002) ist ein atmosphärisch dichter Horrorfilm von Gore Verbinski, in dem die Journalistin Rachel Keller einer mysteriösen Videokassette nachspürt, die angeblich sieben Tage nach dem Anschauen den Tod bringt. Als ihr eigener Sohn Aidan das Band sieht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Rachel entdeckt schließlich die Geschichte des Mädchens Samara Morgan, deren übernatürliche Kräfte mit dem Fluch in Verbindung stehen. In der Originalhandlung glaubt Rachel, das Geheimnis gelöst zu haben, als sie Samaras Leiche findet und ihr ein „richtiges Begräbnis“ ermöglicht – doch der Schrecken endet damit nicht. Die tödliche Kraft lebt weiter, weil es nicht um Erlösung ging, sondern ums Weitergeben.

    Entscheidender Moment: Rachel entschließt sich, die Kassette zu kopieren, um ihren Sohn zu retten.
    Alternative Entscheidung: Rachel weigert sich, das Band weiterzugeben – koste es, was es wolle.

    Rachel sitzt neben Aidan, der von Samaras Macht gezeichnet ist. Sie erkennt, dass die einzige Möglichkeit, ihn zu retten, darin besteht, eine Kopie des verfluchten Videos anzufertigen und jemand anderen dazu zu bringen, es zu sehen. Doch als sie den Videorekorder einschaltet, hält sie inne. Zum ersten Mal begreift sie vollständig, was es bedeutet: jemand anderes muss sterben, damit ihr Sohn lebt. In diesem Moment entscheidet sie sich gegen das Weitergeben des Fluchs.

    Stattdessen kehrt Rachel noch einmal zur Farm der Morgans zurück. Besessen davon, Samaras Ursprung zu vernichten, durchsucht sie das Archiv der psychiatrischen Klinik erneut. Sie entdeckt Hinweise auf ein unvollendetes Ritual, das Samaras Mutter durchführen wollte – eine Art „Bindung“, um Samaras Kräfte zu bannen. Rachel reist zur verlassenen Klinik auf der Insel, wo Samara damals behandelt wurde, und führt das Ritual mithilfe alter Aufzeichnungen durch – allein, ohne zu wissen, ob es funktioniert.

    In der Zwischenzeit verschlechtert sich Aidans Zustand dramatisch. Die Geistererscheinungen nehmen zu. Die sieben Tage sind fast vorbei. Als der letzte Tag anbricht, taucht Samara ein letztes Mal auf – doch diesmal ist sie nicht mehr so mächtig. Das Ritual hat sie nicht zerstört, aber geschwächt. In einem letzten, verzweifelten Moment stellt Aidan sich ihr entgegen. Er spricht ihren Namen – ruft sie bei dem Namen, den sie vor ihrer Wandlung hatte. Für einen Moment erkennt Samara ihr eigenes Spiegelbild in dem Jungen und weicht zurück.

    Der Bildschirm bleibt schwarz.

    Der Fluch ist nicht gebrochen, aber gebannt. Rachel hat die Entscheidung getroffen, niemand anderen zu opfern – und damit eine neue Möglichkeit eröffnet: den Kreislauf der Weitergabe zu durchbrechen. Doch der Preis ist hoch: Aidan bleibt für immer mit einem Teil von Samaras Dunkelheit verbunden. Er lebt – aber er sieht nun, was andere nicht sehen können. Der Ring bleibt bestehen, doch er ist nicht mehr tödlich. Er ist ein Mahnmal.