Autor: pet

  • Frühjahrsputz in der Redaktion: Pet entdeckt alte Tagebücher

    Frühjahrsputz in der Redaktion: Pet entdeckt alte Tagebücher

    Alle Jahre wieder findet in der Vogelpost-Redaktion das große Ritual des Frühjahrsputzes statt, und alle machen mit. Während sich Redakteurin Carmen und Reporterin Betti um den Staub auf der vergilbten Büste von Goethe kümmern, die nie jemand so recht zuordnen konnte, Hausmeister Ralph mit einem Dampfreiniger enthusiastisch die Flure vernebelt, und sich die süße Praktikantin Klara um die sanitären Anlagen kümmert, stößt Herausgeber Pet zufällig auf eine Kiste mit alten Tagebüchern. Pet wird stutzig: Die Handschrift ist ordentlich, altmodisch, und auf dem Einband prangt in goldener Schrift der Name Konrad Adenauer.

    Betti runzelt die Stirn und fragt trocken: „Hatten wir hier nicht mal einen Konrad Adenauer auf der Gehaltsliste?“
    Carmen, ohne aufzublicken, murmelt: „Vielleicht war das dieser eine Kollege, der damals mit der Frau von Verlagschef Eichenwälder durchgebrannt ist – nachdem er Ärger wegen seines Enthüllungsartikels über die Stripperin auf der Geburtstagsfeier des Magdeburger Priesters bekommen hatte …“
    Pet schüttelt entschieden den Kopf: „Nein, nein. Der hieß nicht Konrad. Der hieß – Stephan, Stephan Schmeichler!“

    Olaf Ofentreter hat als wissenschaftlicher Berater des Redaktionsteams wie immer den Durchblick: „Also bitte“, sagt er trocken. „Konrad Adenauer war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Beim Durchblättern folgt allerdings schnell die Ernüchterung: Plumpe Fälschung.
    „Schade, das hätte für große Schlagzeilen gesorgt“, meint Pet noch bedauernd, während Betti eine Flasche Rotwein entkorkt und grinsend zu einer kleinen Pause auf der Sitzecke in seinem Büro aufruft.

    Danach steht noch Fensterputzen auf dem Programm, auch von aussen. kein Job für Kandidaten, die nicht schwindelfrei sind…

  • Mit bloßen Fingern ins Brötchenfach – Supermarkt plant blaue Fingerfalle für Griff-Gauner

    Mit bloßen Fingern ins Brötchenfach – Supermarkt plant blaue Fingerfalle für Griff-Gauner

    Sie sind unter uns. Ganz normale Menschen. Sie sehen harmlos aus, lächeln vielleicht sogar, tragen Einkaufstaschen, manche sogar Anzug oder Kittel – und dann passiert es. Ein schneller Griff ins Glasfach, und schon liegt das Käsebrötchen in der Tüte. Ohne Zange. Mit bloßen Händen.

    Betti hat sich für die Vogel Post auf Spurensuche begeben, inkognito und mit scharfem Blick, sieben Tage lang in vier Filialen der Supermarktkette Lauf & Kauf. Und was sie sah, war erschütternd – nicht wegen der Tat an sich, sondern wegen der Täter. Denn sie kommen aus allen Schichten: Die Reinigungskraft, die nach Feierabend mit prüfendem Daumendruck die Semmel auf Konsistenz testet. Der Busfahrer, der keine Zeit für die Zange hat, „weil er seinen Fahrplan einhalten muss“. Und der Professor, der ernsthaft erklärt, er müsse das Backwerk erst von allen Seiten analysieren, bevor er sich zum Kauf entscheiden könne. Selbst ein Lokalpolitiker tappte in die Teigfalle – mit dem Argument, das Rosinenbrötchen sei Teil eines kommunalen Frühstücksformats und müsse sensorisch geprüft werden.

    Die Ausreden, die Betti hörte, waren kreativ, manchmal fast bewundernswert: Man habe das Brötchen nur „kurz umgedreht“, man nehme es ja sowieso mit, und die Hände seien „eigentlich sauber“. Manche wirkten ertappt, andere eher empört, dass man ihnen überhaupt eine Frage stellt.

    Doch damit soll nun Schluss sein. Die Supermarktkette Lauf & Kauf plant eine drastische Maßnahme: Eine unsichtbare Substanz auf den Krusten der Backwaren, die beim Kontakt mit Haut eine blaue Färbung auslöst. Wer also mit den Fingern zugreift, wird spätestens an der Kasse enttarnt – an den deutlich verfärbten Händen.

    Ein Sprecher der Kette erklärt die Maßnahme nüchtern: „Wir setzen auf moderne Lebensmittelchemie und das Prinzip öffentliche Blamage.“ Ob das abschreckend genug wirkt, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Hygiene ist keine Empfehlung, sondern Verpflichtung. Und Zangen liegen nicht zur Dekoration da.

    Vielleicht braucht es gar keine chemischen Tricks. Vielleicht würde es schon reichen, wenn wir alle begreifen: Brötchen sind keine Fühlware.
    Zange nehmen. Brötchen schützen. Blaue Finger vermeiden.

  • Ist das Leben ein Geschenk oder eine Strafe?

    Ist das Leben ein Geschenk oder eine Strafe?

    Diese Frage klingt dramatisch, doch sie berührt einen zentralen Punkt menschlichen Daseins: unsere Deutung dessen, was wir erleben.

    Manche Menschen sehen das Leben als etwas Kostbares. Für sie ist es erfüllt von Beziehungen, Entdeckungen, Wachstum, kleinen Wundern und der Möglichkeit, Spuren zu hinterlassen. Andere erleben das Leben als schwer – gezeichnet von Verlust, Krankheit, Armut oder innerer Leere. Für sie kann es sich anfühlen wie eine Last, manchmal sogar wie eine Strafe.

    Beide Sichtweisen existieren nebeneinander. Sie widersprechen sich nicht – sie zeigen, wie stark unser Blick auf das Leben von äußeren Umständen, psychischer Verfassung und innerem Sinnempfinden abhängt. Niemand kommt ohne Schmerz durchs Leben. Doch auch niemand bleibt ganz ohne Freude. Oft wechseln sich Licht und Schatten in einem einzigen Menschenleben ab.

    Was das Leben also „ist“, entscheidet sich nicht objektiv, sondern subjektiv – durch das, was wir darin sehen. Manche finden Trost im Glauben, andere in der Kunst, im Engagement für andere oder in der Natur. Wieder andere suchen nach einem tieferen Sinn, um das Schwere auszuhalten.

    Vielleicht ist das Leben beides: Geschenk und Herausforderung. Vielleicht liegt die eigentliche Freiheit darin, sich bewusst zu machen, wie man selbst es deuten möchte – und welche Geschichten man sich darüber erzählt.

    Denn so, wie wir das Leben sehen, leben wir es auch.

  • Der Ring (USA, 2002)

    Der Ring (USA, 2002)

    „Der Ring“ (USA, 2002) ist ein atmosphärisch dichter Horrorfilm von Gore Verbinski, in dem die Journalistin Rachel Keller einer mysteriösen Videokassette nachspürt, die angeblich sieben Tage nach dem Anschauen den Tod bringt. Als ihr eigener Sohn Aidan das Band sieht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Rachel entdeckt schließlich die Geschichte des Mädchens Samara Morgan, deren übernatürliche Kräfte mit dem Fluch in Verbindung stehen. In der Originalhandlung glaubt Rachel, das Geheimnis gelöst zu haben, als sie Samaras Leiche findet und ihr ein „richtiges Begräbnis“ ermöglicht – doch der Schrecken endet damit nicht. Die tödliche Kraft lebt weiter, weil es nicht um Erlösung ging, sondern ums Weitergeben.

    Entscheidender Moment: Rachel entschließt sich, die Kassette zu kopieren, um ihren Sohn zu retten.
    Alternative Entscheidung: Rachel weigert sich, das Band weiterzugeben – koste es, was es wolle.

    Rachel sitzt neben Aidan, der von Samaras Macht gezeichnet ist. Sie erkennt, dass die einzige Möglichkeit, ihn zu retten, darin besteht, eine Kopie des verfluchten Videos anzufertigen und jemand anderen dazu zu bringen, es zu sehen. Doch als sie den Videorekorder einschaltet, hält sie inne. Zum ersten Mal begreift sie vollständig, was es bedeutet: jemand anderes muss sterben, damit ihr Sohn lebt. In diesem Moment entscheidet sie sich gegen das Weitergeben des Fluchs.

    Stattdessen kehrt Rachel noch einmal zur Farm der Morgans zurück. Besessen davon, Samaras Ursprung zu vernichten, durchsucht sie das Archiv der psychiatrischen Klinik erneut. Sie entdeckt Hinweise auf ein unvollendetes Ritual, das Samaras Mutter durchführen wollte – eine Art „Bindung“, um Samaras Kräfte zu bannen. Rachel reist zur verlassenen Klinik auf der Insel, wo Samara damals behandelt wurde, und führt das Ritual mithilfe alter Aufzeichnungen durch – allein, ohne zu wissen, ob es funktioniert.

    In der Zwischenzeit verschlechtert sich Aidans Zustand dramatisch. Die Geistererscheinungen nehmen zu. Die sieben Tage sind fast vorbei. Als der letzte Tag anbricht, taucht Samara ein letztes Mal auf – doch diesmal ist sie nicht mehr so mächtig. Das Ritual hat sie nicht zerstört, aber geschwächt. In einem letzten, verzweifelten Moment stellt Aidan sich ihr entgegen. Er spricht ihren Namen – ruft sie bei dem Namen, den sie vor ihrer Wandlung hatte. Für einen Moment erkennt Samara ihr eigenes Spiegelbild in dem Jungen und weicht zurück.

    Der Bildschirm bleibt schwarz.

    Der Fluch ist nicht gebrochen, aber gebannt. Rachel hat die Entscheidung getroffen, niemand anderen zu opfern – und damit eine neue Möglichkeit eröffnet: den Kreislauf der Weitergabe zu durchbrechen. Doch der Preis ist hoch: Aidan bleibt für immer mit einem Teil von Samaras Dunkelheit verbunden. Er lebt – aber er sieht nun, was andere nicht sehen können. Der Ring bleibt bestehen, doch er ist nicht mehr tödlich. Er ist ein Mahnmal.