Alle Jahre wieder findet in der Vogelpost-Redaktion das große Ritual des Frühjahrsputzes statt, und alle machen mit. Während sich Redakteurin Carmen und Reporterin Betti um den Staub auf der vergilbten Büste von Goethe kümmern, die nie jemand so recht zuordnen konnte, Hausmeister Ralph mit einem Dampfreiniger enthusiastisch die Flure vernebelt, und sich die süße Praktikantin Klara um die sanitären Anlagen kümmert, stößt Herausgeber Pet zufällig auf eine Kiste mit alten Tagebüchern. Pet wird stutzig: Die Handschrift ist ordentlich, altmodisch, und auf dem Einband prangt in goldener Schrift der Name Konrad Adenauer.
Betti runzelt die Stirn und fragt trocken: „Hatten wir hier nicht mal einen Konrad Adenauer auf der Gehaltsliste?“
Carmen, ohne aufzublicken, murmelt: „Vielleicht war das dieser eine Kollege, der damals mit der Frau von Verlagschef Eichenwälder durchgebrannt ist – nachdem er Ärger wegen seines Enthüllungsartikels über die Stripperin auf der Geburtstagsfeier des Magdeburger Priesters bekommen hatte …“
Pet schüttelt entschieden den Kopf: „Nein, nein. Der hieß nicht Konrad. Der hieß – Stephan, Stephan Schmeichler!“
Olaf Ofentreter hat als wissenschaftlicher Berater des Redaktionsteams wie immer den Durchblick: „Also bitte“, sagt er trocken. „Konrad Adenauer war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Beim Durchblättern folgt allerdings schnell die Ernüchterung: Plumpe Fälschung.
„Schade, das hätte für große Schlagzeilen gesorgt“, meint Pet noch bedauernd, während Betti eine Flasche Rotwein entkorkt und grinsend zu einer kleinen Pause auf der Sitzecke in seinem Büro aufruft.
Danach steht noch Fensterputzen auf dem Programm, auch von aussen. kein Job für Kandidaten, die nicht schwindelfrei sind…