Mit bloßen Fingern ins Brötchenfach – Supermarkt plant blaue Fingerfalle für Griff-Gauner

Sie sind unter uns. Ganz normale Menschen. Sie sehen harmlos aus, lächeln vielleicht sogar, tragen Einkaufstaschen, manche sogar Anzug oder Kittel – und dann passiert es. Ein schneller Griff ins Glasfach, und schon liegt das Käsebrötchen in der Tüte. Ohne Zange. Mit bloßen Händen.

Betti hat sich für die Vogel Post auf Spurensuche begeben, inkognito und mit scharfem Blick, sieben Tage lang in vier Filialen der Supermarktkette Lauf & Kauf. Und was sie sah, war erschütternd – nicht wegen der Tat an sich, sondern wegen der Täter. Denn sie kommen aus allen Schichten: Die Reinigungskraft, die nach Feierabend mit prüfendem Daumendruck die Semmel auf Konsistenz testet. Der Busfahrer, der keine Zeit für die Zange hat, „weil er seinen Fahrplan einhalten muss“. Und der Professor, der ernsthaft erklärt, er müsse das Backwerk erst von allen Seiten analysieren, bevor er sich zum Kauf entscheiden könne. Selbst ein Lokalpolitiker tappte in die Teigfalle – mit dem Argument, das Rosinenbrötchen sei Teil eines kommunalen Frühstücksformats und müsse sensorisch geprüft werden.

Die Ausreden, die Betti hörte, waren kreativ, manchmal fast bewundernswert: Man habe das Brötchen nur „kurz umgedreht“, man nehme es ja sowieso mit, und die Hände seien „eigentlich sauber“. Manche wirkten ertappt, andere eher empört, dass man ihnen überhaupt eine Frage stellt.

Doch damit soll nun Schluss sein. Die Supermarktkette Lauf & Kauf plant eine drastische Maßnahme: Eine unsichtbare Substanz auf den Krusten der Backwaren, die beim Kontakt mit Haut eine blaue Färbung auslöst. Wer also mit den Fingern zugreift, wird spätestens an der Kasse enttarnt – an den deutlich verfärbten Händen.

Ein Sprecher der Kette erklärt die Maßnahme nüchtern: „Wir setzen auf moderne Lebensmittelchemie und das Prinzip öffentliche Blamage.“ Ob das abschreckend genug wirkt, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Hygiene ist keine Empfehlung, sondern Verpflichtung. Und Zangen liegen nicht zur Dekoration da.

Vielleicht braucht es gar keine chemischen Tricks. Vielleicht würde es schon reichen, wenn wir alle begreifen: Brötchen sind keine Fühlware.
Zange nehmen. Brötchen schützen. Blaue Finger vermeiden.